Unterflurschieber mit Kot-Harn-Trennung
Im ausgeschiedenen Harn der Schweine führt die Hydrolyse von Harnstoff unter Beteiligung des Enzyms Urease, das im Kot enthalten ist, zur Bildung von Ammoniak. Die Harnstoffhydrolyse beginnt etwa eine halbe Stunde nachdem der Harn abgesetzt wurde und ist nach wenigen Stunden abgeschlossen. Der frisch abgesetzte Harn sollte deshalb schnellstmöglich vom Kot getrennt werden. Bei der Kot-Harn-Trennung mit einem Unterflurschieber ist der Mistkanal unter dem perforierten Boden bzw. Kotbereich V-förmig ausgebildet (Abb. 1).
Die Kanalsohle weist beidseitig ein Gefälle zur mittig verlaufenden Harnrinne auf. Der Entmistungsschieber ist dem Kanalprofil angepasst und hält die Harnrinne mit einem Schieberaufsatz frei von Verstopfungen.
Diese Maßnahme wurde im Verbundvorhanden Emissionsminderung Nutztierhaltung (EmiMin ) untersucht und zeigte eine Minderung der Ammoniakemissionen um 49 % (Hagenkamp-Korth et al. 2023) bei Einsatz des Unterflurschiebers im Auslauf. Wurde zusätzlich ein Ureaseinhibitor oberflur appliziert, erreichte die Maßnahmenkombination eine Minderungsleistung von 64 %. Laut Literatur mindert Dder Unterflurschieber mit Kot-Harn-Trennung mindert Ammoniakemissionen in der Schweinehaltung um 40 bis 50 % (Landrain et al. 2009, Loussouarn et al. 2014). Er und entspricht außerdem der besten verfügbaren Technik (BVT) gemäß BVT-Schlussfolgerungen (EU 2017).
1 Funktionsprinzip
Durch das Gefälle und die im Kanal integrierte Harnrinne fließt der Harn schnell ab und wird so vom Kot getrennt. Der Unterflurschieber schiebt den Kot mehrmals täglich zu einem Abwurfschacht hin, reinigt die Fläche des Kanals und hält die Harnrinne frei. Der Antrieb erfolgt über Seilzugtechnik mit automatischer Steuerung.
Durch die zügige Trennung von Kot und Harn wird die im Kot der Tiere enthaltene Urease nicht im vollen Umfang bei der Harnstoffhydrolyse wirksam, sodass weniger Ammoniak gebildet und freigesetzt wird.
2 Bauliche Ausführung
Folgende Punkte sind baulich zu berücksichtigen:
- Quergefälle der Kanalsohle zur Harnrinne 5 bis 10 %
- Längsgefälle der Kanalsohle bzw. Harnrinne 1 %
- Durchmesser kreisrunder Harnrinnen 15 cm; andere Formen der Harnrinne sind möglich
- Schlitzbreite Harnrinne 0,5 cm
- Schieber ist dem Querschnitt der Kanalsohle angepasst und hat einen Aufsatz zur Räumung der Harnrinne
- Abwurfschacht ist abgedeckt
Bei entsprechender Buchtengestaltung bzw. Größe des Kotbereichs können auch mehrere Kanäle mit Unterflurschieber ausgestattet werden, beispielsweise jeweils ein Kanal am vorderen und hinteren Ende der Bucht.
3 Managementhinweise
Der Harn wird nur bei entsprechender baulicher Ausführung vom Kot getrennt. Mit zunehmenden Kot- und Harnmengen steigt mit der Lebendmasse der Schweine die Entmistungshäufigkeit von mehrmals täglich auf bis zu 12 Entmistungsvorgänge je Tag an.
Der Schieber muss vollautomatisch gesteuert werden, damit die Reinigung auch ohne Tierbetreuer erfolgen kann. Zur Dokumentation muss der Schieberbetrieb automatisch erfasst und aufgezeichnet werden.
4 Einsatz
Die Maßnahme kann in allen Haltungsabschnitten der Schweinehaltung eingesetzt werden. Die Technik ist sowohl für voll- als auch für teilperforierte Buchtenböden geeignet, unabhängig davon, ob die Gebäudehülle geschlossen oder offen ist oder sie in Ausläufen betrieben wird. Die Nachrüstung von Ställen ist möglich. Das Prinzip funktioniert auch, wenn geringe Mengen Stroh oder Heu in den Kanal gelangen.
Literatur
EU (2017): Durchführungsbeschluss (EU) 2017/302 der Kommission vom 15. Februar 2017 über Schlussfolgerungen zu den besten verfügbaren Techniken (BVT) gemäß der RIchtlinie 2010/75/EU des Europäischen Parlaments und des Rates in Bezug auf die Intensivtierhaltung oder-aufzucht von Geflügel und Schweinen. Amtsblatt der Europäischen Kommission, L43/231
Hagenkamp-Korth, F.; Dehler, G.; Eurich-Menden, B.; Gallmann, E.; Grimm, E.; Hartung, E.; Horlacher, D.; Rößner, A.; Schulte, H.; Smirnov, A.; Wagner, K.; Wolf, U.; Wokel, L. (2023): Ammoniak- und Treibhausgasemissionen der Nutztierhaltung und Minderung – Schweinehaltung. Vortrag, Emissionen der Tierhaltung 2023 – erheben, beurteilen, mindern, 10./11. Oktober 2023, Bonn
Landrain, Brigitte; Ramonet, Yannick; Quillien, Jean-Pierre; Robin, Paul (2009): Incidence de la mise en place d’un système de raclage en préfosse dans une porcherie d’engraissement sur caillebotis intégral sur les performances zootechniques et les émissions d’ammoniac et de protoxyde d’azote. In: Journées Recherche Porcine (41), S. 259–264. Online verfügbar unter http://www.journees-recherche-porcine.com/texte/2009/enviro/env01.pdf, Zugriff am 31.01.2022
Lousssouarn, Aurore; Lagadec, Sòlene; Robin, Paul; Hassouna, Mélynda (2014): Raclage en « V » : bilan environnemental et zootechnique lors de sept années de fonctionnement à Guernévez. In: Journées Recherche Porcine (46), S. 199–204. Online verfügbar unter http://www.journees-recherche-porcine.com/texte/2014/environnement/3E3.pdf, Zugriff am 31.01.2022