Stallklima - Temperatur

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Dachaufbau

Der Wärmeeintrag in das Stallgebäude wird maßgeblich von den Dachaufbauten beeinflusst. Einschalige, nicht gedämmte Dachaufbauten, wie z. B. Trapezbleche, Dachpfannen oder Faserzementplatten (Eternit), erhitzen sich bei Sonneneinstrahlung stark. Ähnliche Wirkungen zeigen Lichtplatten, die fast ungehindert Wärmestrahlung auf Tiere und Stalloberflächen auftreffen lassen, weshalb sie nur an der Nordseite des Stalls installiert sein sollten.

Mehrschichtige Dachaufbauten, z. B. Sandwichelemente mit Wärmedämmung oder Brettstapeldecken, bieten einen günstigeren Schutz vor Hitzestress bei den Tieren. Einen besonderen Dachaufbau stellt das Gründach dar. Dieses nimmt durch seine Vegetationsschicht Wasser in Form von Niederschlag auf, durch Verdunstungskühlung kann so eine niedrigere Stallinnentemperatur erreicht werden. Dabei beeinflusst ebenfalls die Höhe und Dichte der Vegetationsschicht die Temperaturen auf der Dachinnenseite (Stötzel und Simon 2018, VLK 2022).

Ventilation

Zum Abtransport warmer Luftschichten bei hohen Außentemperaturen können vertikal angebrachte Deckenventilatoren oder horizontal ausgerichtete Axialventilatoren dienen. Die notwendige Leistung der Ventilatoren gilt es in Abhängigkeit von Stalllänge, Dachgestaltung und Leistungsniveau der Tiere zu bestimmen. Dabei sollten Luftgeschwindigkeiten von mindestens 2,0 bis 2,5 m/s erreicht werden (Stötzel und Simon 2018).

Da die Tiere sich einen großen Teil der Tageszeit im Liegebereich aufhalten, werden die Ventilatoren auf diesen ausgerichtet. Zur optimalen Berücksichtigung der tierischen Bedürfnisse wird eine automatische temperaturgesteuerte Schaltung der Ventilatoren empfohlen (Büscher et al. 2021).

Sprinkler- und Vernebelungsanlagen

Die Kühlung des Tierkörpers mittels Wasser kann entweder durch Sprinkleranlagen oder Wasserverneblung erfolgen. Sprinkleranlagen beregnen die Tiere direkt mit Wasser. Durch die Verdunstung des Wassers auf der Haut wird dem Tierkörper Wärme entzogen. Bei Vernebelungsanlagen hingegen handelt es sich um ein Hochdrucksystem, dass sehr feine Wassertropfen versprüht, welche in der Stallluft verdunsten und diese somit abkühlen (Büscher et al. 2021). Es ist zu beachten, dass diese Maßnahmen zur Kühlung erst ab einer relativen Luftfeuchte ≤ 70 % und ergänzend zu einer gut funktionierenden Lüftungsanlage eingesetzt werden, um den Abtransport der feuchten Luft zu gewährleisten (VLK 2022).

Schlauchlüftung

Abb. 1: Das Funktionsprinzip des Schlauchbelüftungssystems nach Büscher et al. (2021)

Die gezielte Kühlung bestimmter Funktionsbereich (z. B. Liegebereich) kann auch über eine Schlauchlüftung erfolgen. Frischluft wird von einem Ventilator in einen luftdichten Schlauch gedrückt (Überdrucklüftung) und exakt über dem gewünschten Tierbereich durch kleine Löcher ausgestoßen. Mittels eines entsprechenden Ventilators können Luftgeschwindigkeiten bis zu 4 m/s erreicht werden (Abbildung 1). Auf diesem Weg können insbesondere bei niedrigen Gebäuden höhere Luftwechselraten erreicht werden (Büscher et al. 2021).

Literatur

Büscher, W.; Haidn, B.; Hansen, C.; Häuser, S.; Herrmann, J.; Menning, J.; Mirbach, D.; Neumayer, J.; Pelzer, A.; Perovic, B.; Tober, O.; Stötzel, P.; Zahner, J. (2021): Vermeidung von Hitzestress bei Milchkühen. DLG-Merkblatt 450, 2. Auflage, DLG e. V., Frankfurt am Main

Stötzel, P.; Simon, J. (2018): So bleibt die Hitze draußen. In: Elite - Magazin für Milcherzeuger, 4, S. 62 - 64

VLK (Verband der Landwirtschaftskammern) (2022): Gesamtbetriebliches Haltungskonzept Rind. Aspekte und Visionen einer zukunftsorientierten Milchviehhaltung. 1. Auflage, Verband der Landwirtschaftskammern, Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), Bonn