InKalkTier-Bewertungsmethode Emissionspotenzial Ammoniak Schweinemast: Unterschied zwischen den Versionen
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Die Emissionspotenziale für Haltungsverfahren der Schweinemast werden in der Web-Anwendung InKalkTier als prozentuale Relativwerte angegeben. Sie bezeichnen die Abweichung der NH3-Emissionsrate für das bewertete Haltungsverfahren von der NH3-Emissionsrate eines [[InKalkTier-Bewertung Emissionspotenziale - Bezugsverfahren|Bezugsverfahrens]] (Gl. 1). | Die Emissionspotenziale für Haltungsverfahren der Schweinemast werden in der Web-Anwendung InKalkTier als prozentuale Relativwerte angegeben. Sie bezeichnen die Abweichung der NH3-Emissionsrate für das bewertete Haltungsverfahren von der NH3-Emissionsrate eines [[InKalkTier-Bewertung Emissionspotenziale - Bezugsverfahren|Bezugsverfahrens]] (Gl. 1). | ||
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Die NH<sub>3</sub>-Emissionsrate eines Haltungsverfahrens setzt sich zusammen aus den Emissionsraten des Stalls – bei Haltungsverfahren mit perforierten Bereichen aufgeteilt auf die Emissionen vom perforierten Boden (oberflur) und die Emissionen aus den Flüssigmistkanälen (unterflur) – sowie den Emissionsraten des Wirtschaftsdüngeraußenlagers. Der Begriff „Stall“ schließt den Auslauf ein, sofern vorhanden. Die Berechnungsschritte können den Gleichungen 2 bis 6 entnommen werden. | |||
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=== 1.1 Stickstoffausscheidung und TAN-Anteil === | === 1.1 Stickstoffausscheidung und TAN-Anteil === |
Version vom 16. März 2024, 02:44 Uhr
Zur Bewertung der Emissionspotenziale von Ammoniak (NH3) für Haltungsverfahren der Schweinemast werden eigens erstellte Stoffflussmodelle verwendet. Sie ermöglichen die Bewertung des Emissionspotenzials von Ammoniak für Haltungsverfahren
- mit einem Flächenangebot von bis zu 2,0 m²/TP im Innenbereich (Kap. 1.4.2),
- mit unterschiedlichen Lüftungsverfahren (zwangs- und freigelüftete sowie Außenklimaställe),
- mit oder ohne Auslauf,
- mit oder ohne Kot-/Harnbereich (perforiert, planbefestigt oder eingestreut) sowie
- mit oder ohne Tiefstreu.
Beispielhaft ist in Abbildung 1 das verwendete Stoffflussmodell für Haltungsverfahren mit perforiertem Kot-/Harnbereich dargestellt.
Mit Stoffflussmodellen können Effekte auf die Emissionsraten der einzelnen Stufen innerhalb eines Modells abgebildet werden (Reidy et al. 2009). Zunächst wird die TAN-Menge je Mastschwein aus der ausgeschiedenen Menge an Stickstoff unter Verwendung von Bilanzierungsmodellen geschätzt (KTBL 2023b). Der sich aus den Stickstoffausscheidungen der Nutztiere bildende ammoniakalische Stickstoff (TAN) ist die Quelle für Stickstoffemissionen in Form von Ammoniak (NH3-N-Emissionen) (Reidy et al. 2009). Die Stickstoffausscheidung beeinflusst deshalb direkt die Emissionsrate des Stalls. Von der Stall-Emissionsrate wiederum hängt die TAN-Menge ab, die im Wirtschaftsdünger verbleibt und im Wirtschaftsdüngerlager emissionsrelevant wird. Die dortige Emissionsrate hat wiederum Einfluss auf den Stickstoffgehalt des Wirtschaftsdüngers bei der Ausbringung. Das Prinzip der Stoffflussmodelle und den Zusammenhang zwischen den Emissionsraten und der TAN-Menge verdeutlicht Abbildung 2.

1 Berechnung der Emissionspotenziale
Die für die Berechnung der Emissionspotenziale verwendeten Gleichungen sind nachfolgend aufgeführt. Hierbei wird auf Kapitel und Gleichungen verwiesen, in denen die einzelnen Variablen hergeleitet bzw. erläutert werden.
Die Emissionspotenziale für Haltungsverfahren der Schweinemast werden in der Web-Anwendung InKalkTier als prozentuale Relativwerte angegeben. Sie bezeichnen die Abweichung der NH3-Emissionsrate für das bewertete Haltungsverfahren von der NH3-Emissionsrate eines Bezugsverfahrens (Gl. 1).
NH3EP: | NH3-Emissionspotenzial des Haltungsverfahrens (%) | |
NH3EHV: | NH3-Emissionsrate des Haltungsverfahrens (kg/(TP ‧ a)) | |
NH3EBV: | NH3-Emissionsrate des Bezugsverfahrens (kg/(TP ‧ a)) |
Die NH3-Emissionsrate eines Haltungsverfahrens setzt sich zusammen aus den Emissionsraten des Stalls – bei Haltungsverfahren mit perforierten Bereichen aufgeteilt auf die Emissionen vom perforierten Boden (oberflur) und die Emissionen aus den Flüssigmistkanälen (unterflur) – sowie den Emissionsraten des Wirtschaftsdüngeraußenlagers. Der Begriff „Stall“ schließt den Auslauf ein, sofern vorhanden. Die Berechnungsschritte können den Gleichungen 2 bis 6 entnommen werden.
NH3EHV: | NH3-Emissionsrate des Haltungsverfahrens (kg/(TP ‧ a)) | |
NH3NS: | NH3-N-Emissionsrate des Stalls (kg/(TP ‧ a)) | |
NH3NWD: | NH3-N-Emissionsrate des Wirtschaftsdüngeraußenlagers (kg/(TP ‧ a)) |
NH3NS: | NH3-N-Emissionsrate des Stalls (kg/(TP ‧ a)) | |
NH3NO: | NH3-N-Emissionsrate des Stalls oberflur (kg/(TP ‧ a)) | |
NH3NU: | NH3-N-Emissionsrate des Stalls unterflur (kg/(TP ‧ a)) | |
MFS: | Minderungsfaktor der auf die NH3-N-Emissionsrate des Stalls wirksamen Minderungsmaßnahmen; kommt keine Minderungsmaßnahme zum Einsatz, so gilt: MFS = 1 | Kap. 1.4.3 |
NH3NO: | NH3-N-Emissionsrate des Stalls oberflur (kg/(TP ‧ a)) | |
TANS: | TAN-Menge im Stall (kg/(TP ‧ a)) , wobei |
|
NAus: Stickstoffausscheidung (kg/(TP ‧ a)) | Kap. 1.1 | |
rTAN: TAN-Anteil an der Stickstoffausscheidung | Kap. 1.1 | |
rO: | Oberfluranteil an der TAN-Menge im Stall | Kap. 1.2.1 |
EFO: | NH3-N-Emissionsfaktor oberflur | Kap. 1.2.2 |
NH3NAO: | NH3-N-Emissionsrate, die aus einer Abweichung von der emissionsrelevanten Standardfläche oberflur AO resultiert (kg/(TP ‧ a));
für Haltungsverfahren mit vollperforierten Buchten, perforierten Kot-/Harnbereichen sowie Tiefstreuverfahren gilt: NH3NAO = 0; für Haltungsverfahren mit planfestigten Kot-/Harnbereichen gilt: NH3NAO , wobei |
|
AemiS: emissionsrelevante Stallfläche (m²/TP) | Kap. 1.4.2 | |
AO: emissionsrelevante Standardfläche oberflur (m²/TP) | Kap. 1.2.2 | |
eS: Emissionsrate zur Berücksichtigung einer Abweichung von der emissionsrelevanten Standardfläche (kg NH3-N/(m² ‧ a)) | Kap. 1.4.2 | |
MFO: | Minderungsfaktor der oberflur wirksamen Minderungsmaßnahme; kommt keine Minderungsmaßnahme zum Einsatz so gilt: MFO = 1 | Kap. 1.4.3 |
1.1 Stickstoffausscheidung und TAN-Anteil
1.2 Emissionsrate des Stalls
1.2.1 Grundlagen
1.4 Einflussfaktoren
Neben der Stickstoffausscheidung haben in den Stoffflussmodellen das Lüftungsverfahren, die Größe und Gestaltung der emissionsrelevanten Fläche sowie der Einsatz emissionsmindernder Maßnahmen Einfluss auf die mit den Stoffflussmodellen berechneten Emissionsraten (Abb. 3).
2 Übertragbarkeit der Emissionspotenziale auf die Anforderungen der TA Luft
Die TA Luft (2021) fordert eine stark N-reduzierte Fütterung (Nummer 5.4.7.1 Buchstabe c) und zusätzlich 40 % Emissionsminderung (Nummer 5.4.7.1 Buchstabe i), um eine maximale Emissionsrate von 1,74 kg NH3/(TP ‧ a) zu erreichen (Anhang 11). Die in diesem Zusammenhang genannte prozentuale Emissionsminderung kann nicht mit den in der Web-Anwendung InKalkTier berechneten, prozentualen Emissionspotenzialen gleichgesetzt werden.
Dies liegt daran, dass in der TA Luft (2021) als Bezugswert im Sinne der Web-Anwendung InKalkTier ein Referenzwert angegeben ist (Anhang 1, Tab. 11: Mastschweine, Gülleverfahren: 3,64 kg NH3/(TP ‧ a)), der sich vom Bezugswert in den Stoffflussmodellen der Web-Anwendung InKalkTier (3,4 kg NH3/(TP ‧ a)) unterscheidet. Für einen Vergleich müssen daher die absoluten Ammoniakemissionsraten entsprechend Anhang 11 (TA Luft 2021) herangezogen werden, die dort als Emissionsfaktoren bezeichnet werden. Der Einsatz einer Maßnahme mit einem Minderungspotenzial von 40 % führt demnach zu unterschiedlichen Emissionsraten bei Zugrundelegung der Werte entsprechend der TA Luft und der Web-Anwendung InKalkTier.
Aufgrund dieser Zusammenhänge wird in der Web-Anwendung InKalkTier die in Anhang 11 (TA Luft 2021) genannte Emissionsrate von 1,74 kg NH3/(TP ‧ a) erst bei einer Minderung der Emissionsrate des Stalls um 49 % erreicht. Die Ursache dafür ist neben dem unterschiedlichen Referenz- bzw. Bezugswert, dass die stark N-reduzierte Fütterung nicht separat berücksichtigt wird, sondern in der Minderung um 49 % bereits einkalkuliert ist.
Erreicht ein Haltungsverfahren in der Web-Anwendung InKalkTier ein Emissionspotenzial von -49 % bei gleichzeitig stark N-reduzierter Fütterung, erfüllt es die Anforderung der TA Luft (2021). Für tiergerechte Außenklimaställe kann analog vorgegangen werden.