InKalkTier-Bewertungsmethode Emissionspotenzial Ammoniak Schweinemast: Unterschied zwischen den Versionen

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=== 1.1 Stickstoffausscheidung und TAN-Anteil ===
=== 1.1 Stickstoffausscheidung und TAN-Anteil ===
Die in den oben genannten Gleichungen zur Berechnung der Emissionsraten verwendete Stickstoffausscheidung von Mastschweinen variiert je nach Futtermenge, Rohproteingehalt der Ration und Leistung der Tiere (DLG 2014). Zur Modellierung des Ammoniakemissionspotenzials werden die von der DLG (2014, 2019) definierten Fütterungsstrategien herangezogen (Tab. 1). Die errechneten Emissionspotenziale gelten für Mastschweine von 28 bis 118 kg Lebendmasse (LM) bei 244 kg Zuwachs pro Tier und Jahr, Tageszunahmen von 850 g LM und 2,7 Mastdurchgängen pro Jahr.
In den verwendeten Stoffflussmodellen für Mastschweine wird ein TAN-Anteil von 66 % an den Gesamtstickstoffausscheidungen zugrunde gelegt (KTBL 2023b).
Tab. 1: Stickstoff-Standardausscheidung pro Tierplatz bei 850 g Tageszunahme in Abhängigkeit der Fütterungsstrategie sowie TAN-Mengenanteil an den Stickstoffausscheidungen
{| class="wikitable"
|+ style="text-align:left|Tab. 1: Stickstoff-Standardausscheidung pro Tierplatz bei 850 g Tageszunahme in Abhängigkeit der Fütterungsstrategie sowie TAN-Mengenanteil an den Stickstoffausscheidungen
| rowspan="2" |'''Fütterungsstrategie'''
| colspan="2" |'''N-Ausscheidung'''
| colspan="2" |'''TAN-Anteil an der N-Ausscheidung'''
|-
|'''N<sub>Aus</sub>'''
kg/(TP ‧  a)
|'''Quelle'''
|'''r<sub>TAN</sub>'''
|'''Quelle'''
|-
|Universalfutter,
Universalmast mit Vormast
|12,2
|DLG (2014)
|0,66
|KTBL (2023b)
|-
|N-/P-reduziert,
2-Phasen-Mast mit Vormast
|11,7
|DLG (2014)
|0,66
|KTBL (2023b)
|-
|Stark N-/P-reduziert,
3-Phasen-Mast mit Vormast
|10,6
|DLG (2019)
|0,66
|KTBL (2023b)
|-
|Sehr stark N-/P-reduziert,
3-Phasen-Mast mit Vormast
|9,5
|DLG (2019)
|0,66
|KTBL (2023b)
|}
Die N-reduzierte Fütterung wirkt sich infolge einer verringerten Stickstoffausscheidung direkt auf die mit dem entsprechenden Stoffflussmodell berechneten NH<sub>3</sub>-Emissionsraten aus. Beispielsweise reduziert sich die mit dem Stoffflussmodell berechnete NH<sub>3</sub>-Emissionsrate für vollperforierte Buchten mit Zwangslüftung und einem Flächenangebot von 0,75 m²/TP von 3,4 kg NH<sub>3</sub>/(TP ‧ a) bei Universalfütterung
* auf    3,3 kg NH<sub>3</sub>/(TP ‧ a) bei    N-/P-reduzierter Fütterung,
* auf    3,0 kg NH<sub>3</sub>/(TP ‧ a) bei stark    N-/P-reduzierter Fütterung und
* auf    2,6 kg NH<sub>3</sub>/(TP ‧ a) bei sehr stark    N-/P-reduzierter Fütterung.
Diese Ergebnisse des Stoffflussmodells wurden von Markus et al. (2023) bei ihren Messungen in Schweinemastställen bestätigt.


=== 1.2 Emissionsrate des Stalls ===
=== 1.2 Emissionsrate des Stalls ===

Version vom 16. März 2024, 20:46 Uhr

Zur Bewertung der Emissionspotenziale von Ammoniak (NH3) für Haltungsverfahren der Schweinemast werden eigens erstellte Stoffflussmodelle verwendet. Sie ermöglichen die Bewertung des Emissionspotenzials von Ammoniak für Haltungsverfahren

  • mit einem Flächenangebot von bis zu 2,0 m²/TP im Innenbereich (Kap. 1.4.2),
  • mit unterschiedlichen Lüftungsverfahren (zwangs- und freigelüftete sowie Außenklimaställe),
  • mit oder ohne Auslauf,
  • mit oder ohne Kot-/Harnbereich (perforiert, planbefestigt oder eingestreut) sowie
  • mit oder ohne Tiefstreu.

Beispielhaft ist in Abbildung 1 das verwendete Stoffflussmodell für Haltungsverfahren mit perforiertem Kot-/Harnbereich dargestellt.

Abb. 1: Stoffflussmodell für Haltungsverfahren der Schweinemast mit voll- oder teilperforierten Böden (TAN: Total Ammoniacal Nitrogen; WD: Wirtschaftsdünger) (© KTBL)

Mit Stoffflussmodellen können Effekte auf die Emissionsraten der einzelnen Stufen innerhalb eines Modells abgebildet werden (Reidy et al. 2009). Zunächst wird die TAN-Menge je Mastschwein aus der ausgeschiedenen Menge an Stickstoff unter Verwendung von Bilanzierungsmodellen geschätzt (KTBL 2023b). Der sich aus den Stickstoffausscheidungen der Nutztiere bildende ammoniakalische Stickstoff (TAN) ist die Quelle für Stickstoffemissionen in Form von Ammoniak (NH3-N-Emissionen) (Reidy et al. 2009). Die Stickstoffausscheidung beeinflusst deshalb direkt die Emissionsrate des Stalls. Von der Stall-Emissionsrate wiederum hängt die TAN-Menge ab, die im Wirtschaftsdünger verbleibt und im Wirtschaftsdüngerlager emissionsrelevant wird. Die dortige Emissionsrate hat wiederum Einfluss auf den Stickstoffgehalt des Wirtschaftsdüngers bei der Ausbringung. Das Prinzip der Stoffflussmodelle und den Zusammenhang zwischen den Emissionsraten und der TAN-Menge verdeutlicht Abbildung 2.

Abb. 2: Darstellung der TAN-Mengen und NH3-N-Emissionsraten für die einzelnen Stufen des Stoffflussmodells am Beispiel eines zwangsgelüfteten Stalls mit Wirtschaftsdüngeraußenlager bei Universalfütterung (DLG 2014) für unterschiedliche Szenarien: ohne Einsatz von Minderungsmaßnahmen, bei Einsatz einer Minderungsmaßnahme im Stall und bei Einsatz jeweils einer Minderungsmaßnahme im Stall und im Wirtschaftsdüngeraußenlager (WD: Wirtschaftsdünger) (© KTBL)

1 Berechnung der Emissionspotenziale

Die für die Berechnung der Emissionspotenziale verwendeten Gleichungen sind nachfolgend aufgeführt. Hierbei wird auf Kapitel und Gleichungen verwiesen, in denen die einzelnen Variablen hergeleitet bzw. erläutert werden.

Die Emissionspotenziale für Haltungsverfahren der Schweinemast werden in der Web-Anwendung InKalkTier als prozentuale Relativwerte angegeben. Sie bezeichnen die Abweichung der NH3-Emissionsrate für das bewertete Haltungsverfahren von der NH3-Emissionsrate eines Bezugsverfahrens (Gl. 1).

NH3 MS Gl. 1.jpg

Die NH3-Emissionsrate eines Haltungsverfahrens setzt sich zusammen aus den Emissionsraten des Stalls – bei Haltungsverfahren mit perforierten Bereichen aufgeteilt auf die Emissionen vom perforierten Boden (oberflur) und die Emissionen aus den Flüssigmistkanälen (unterflur) – sowie den Emissionsraten des Wirtschaftsdüngeraußenlagers. Der Begriff „Stall“ schließt den Auslauf ein, sofern vorhanden. Die Berechnungsschritte können den Gleichungen 2 bis 6 entnommen werden.

NH3 MS Gl. 2.jpg
NH3 MS Gl. 3.jpg
NH3 MS Gl. 4.jpg
NH3 MS Gl. 5.jpg
NH3 MS Gl. 6.jpg

1.1 Stickstoffausscheidung und TAN-Anteil

Die in den oben genannten Gleichungen zur Berechnung der Emissionsraten verwendete Stickstoffausscheidung von Mastschweinen variiert je nach Futtermenge, Rohproteingehalt der Ration und Leistung der Tiere (DLG 2014). Zur Modellierung des Ammoniakemissionspotenzials werden die von der DLG (2014, 2019) definierten Fütterungsstrategien herangezogen (Tab. 1). Die errechneten Emissionspotenziale gelten für Mastschweine von 28 bis 118 kg Lebendmasse (LM) bei 244 kg Zuwachs pro Tier und Jahr, Tageszunahmen von 850 g LM und 2,7 Mastdurchgängen pro Jahr.

In den verwendeten Stoffflussmodellen für Mastschweine wird ein TAN-Anteil von 66 % an den Gesamtstickstoffausscheidungen zugrunde gelegt (KTBL 2023b).

Tab. 1: Stickstoff-Standardausscheidung pro Tierplatz bei 850 g Tageszunahme in Abhängigkeit der Fütterungsstrategie sowie TAN-Mengenanteil an den Stickstoffausscheidungen

Tab. 1: Stickstoff-Standardausscheidung pro Tierplatz bei 850 g Tageszunahme in Abhängigkeit der Fütterungsstrategie sowie TAN-Mengenanteil an den Stickstoffausscheidungen
Fütterungsstrategie N-Ausscheidung TAN-Anteil an der N-Ausscheidung
NAus

kg/(TP ‧ a)

Quelle rTAN Quelle
Universalfutter,

Universalmast mit Vormast

12,2 DLG (2014) 0,66 KTBL (2023b)
N-/P-reduziert,

2-Phasen-Mast mit Vormast

11,7 DLG (2014) 0,66 KTBL (2023b)
Stark N-/P-reduziert,

3-Phasen-Mast mit Vormast

10,6 DLG (2019) 0,66 KTBL (2023b)
Sehr stark N-/P-reduziert,

3-Phasen-Mast mit Vormast

9,5 DLG (2019) 0,66 KTBL (2023b)


Die N-reduzierte Fütterung wirkt sich infolge einer verringerten Stickstoffausscheidung direkt auf die mit dem entsprechenden Stoffflussmodell berechneten NH3-Emissionsraten aus. Beispielsweise reduziert sich die mit dem Stoffflussmodell berechnete NH3-Emissionsrate für vollperforierte Buchten mit Zwangslüftung und einem Flächenangebot von 0,75 m²/TP von 3,4 kg NH3/(TP ‧ a) bei Universalfütterung

  • auf 3,3 kg NH3/(TP ‧ a) bei N-/P-reduzierter Fütterung,
  • auf 3,0 kg NH3/(TP ‧ a) bei stark N-/P-reduzierter Fütterung und
  • auf 2,6 kg NH3/(TP ‧ a) bei sehr stark N-/P-reduzierter Fütterung.

Diese Ergebnisse des Stoffflussmodells wurden von Markus et al. (2023) bei ihren Messungen in Schweinemastställen bestätigt.

1.2 Emissionsrate des Stalls

1.2.1 Grundlagen

1.4 Einflussfaktoren

Neben der Stickstoffausscheidung haben in den Stoffflussmodellen das Lüftungsverfahren, die Größe und Gestaltung der emissionsrelevanten Fläche sowie der Einsatz emissionsmindernder Maßnahmen Einfluss auf die mit den Stoffflussmodellen berechneten Emissionsraten (Abb. 3).

Abb. 3: Stoffflussmodell für Haltungsverfahren mit perforierten Kot-/Harnbereichen einschließlich der Einflussfaktoren (rot) auf die Emissionsraten oberflur, unterflur und aus dem Wirtschaftsdüngeraußenlager (WD: Wirtschaftsdünger) (© KTBL)

2 Übertragbarkeit der Emissionspotenziale auf die Anforderungen der TA Luft

Die TA Luft (2021) fordert eine stark N-reduzierte Fütterung (Nummer 5.4.7.1 Buchstabe c) und zusätzlich 40 % Emissionsminderung (Nummer 5.4.7.1 Buchstabe i), um eine maximale Emissionsrate von 1,74 kg NH3/(TP ‧ a) zu erreichen (Anhang 11). Die in diesem Zusammenhang genannte prozentuale Emissionsminderung kann nicht mit den in der Web-Anwendung InKalkTier berechneten, prozentualen Emissionspotenzialen gleichgesetzt werden.

Dies liegt daran, dass in der TA Luft (2021) als Bezugswert im Sinne der Web-Anwendung InKalkTier ein Referenzwert angegeben ist (Anhang 1, Tab. 11: Mastschweine, Gülleverfahren: 3,64 kg NH3/(TP ‧ a)), der sich vom Bezugswert in den Stoffflussmodellen der Web-Anwendung InKalkTier (3,4 kg NH3/(TP ‧ a)) unterscheidet. Für einen Vergleich müssen daher die absoluten Ammoniakemissionsraten entsprechend Anhang 11 (TA Luft 2021) herangezogen werden, die dort als Emissionsfaktoren bezeichnet werden. Der Einsatz einer Maßnahme mit einem Minderungspotenzial von 40 % führt demnach zu unterschiedlichen Emissionsraten bei Zugrundelegung der Werte entsprechend der TA Luft und der Web-Anwendung InKalkTier.

Aufgrund dieser Zusammenhänge wird in der Web-Anwendung InKalkTier die in Anhang 11 (TA Luft 2021) genannte Emissionsrate von 1,74 kg NH3/(TP ‧ a) erst bei einer Minderung der Emissionsrate des Stalls um 49 % erreicht. Die Ursache dafür ist neben dem unterschiedlichen Referenz- bzw. Bezugswert, dass die stark N-reduzierte Fütterung nicht separat berücksichtigt wird, sondern in der Minderung um 49 % bereits einkalkuliert ist.

Erreicht ein Haltungsverfahren in der Web-Anwendung InKalkTier ein Emissionspotenzial von -49 % bei gleichzeitig stark N-reduzierter Fütterung, erfüllt es die Anforderung der TA Luft (2021). Für tiergerechte Außenklimaställe kann analog vorgegangen werden.