InKalkTier-Bewertungsmethode Tiergerechtheit: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Bewertung der Tiergerechtheit für die Anwendung InKalkTier wurde vom Institut für Tierschutz und Tierhaltung des Friedrich-Loeffler-Instituts in Celle auf Basis von Bracke et al. (2002), De Mol et al. (2006) und Ursinus et al. (2009) ausgearbeitet.
Das Tiergerechtheitspotenzial eines [[Haltungsverfahren|Haltungsverfahrens]] in der Web-Anwendung InKalkTier gibt an, welchen Beitrag dieses Verfahren potenziell zu einer tiergerechten Haltung leisten kann. Das Tiergerechtheitspotenzial wird als Dezimalwert zwischen 0 und 1 berechnet, wobei ein Wert von 1 für ein besonders tiergerechtes Haltungsverfahren steht. Das Tiergerechtheitspotenzial ergibt sich aus der Summe der Beiträge der einzelnen Attribute des Verfahrens.
Dabei wird das Potential eines Haltungsverfahrens, einen Beitrag zu einer tiergerechten Haltung zu leisten, beschrieben. Um dieses Potential in der landwirtschaftlichen Praxis voll auszuschöpfen, ist jedoch auch ein Management nach guter fachlicher Praxis (Bezug tierbezogene Indikatoren?) unbedingte Voraussetzung!


Das Overall Welfare Potential (OWP) ist ein Wert zwischen 0 und 1, der die Summe des Beitrags zum OWP der Attribute 1-n darstellt. Das Beispiel zeigt fünf Attribute und einen OWP von 0,88:
Die folgende Seite gibt eine detaillierte Erläuterung zur Methode und Berechnung des Tiergerechtheitspotenzials
[[Datei:Bracke1.png|none|Abb. 1: Zusammensetzung des Tiergerechtheitspotenzial|left|thumb]]
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Attribute sind Elemente, die die verschiedenen Haltungsverfahren beschreiben. Ein Attribut ist beispielsweise dieer Bodengestaltung einer Bucht bei Schweinen oder im Laufbereich von Milchkühen. Sein Beitrag zum OWP berechnet sich aus dem Level Score multipliziert mit der normierten Gewichtung.
* [[InKalkTier-Bewertungsmethode Tiergerechtheitspotenzial|Tiergerechtheitspotenzial]]


'''Level Score x normierte Gewichtung = Beitrag zum OWP'''
Die Bewertungsergebnisse dienen als Orientierungshilfe, die insbesondere den Vergleich verschiedener Haltungsverfahren einer Produktionsrichtung ermöglicht. Das zugrunde liegende Modell berücksichtigt primär ressourcenbezogene Indikatoren wie baulich-technische Elemente und setzt bei managementbezogenen Indikatoren eine gute fachliche Praxis voraus.


Beispiel: Level Score = 1; normierte Gewichtung = 0,05
==Projektbegleitende Arbeitsgruppe==
Beitrag des Attributs Boden zum OWP = 1 x 0,05 = 0,05
*'''Level Score'''
**Wert zwischen 0 und 1, der sich aus dem Level ergibt
***Level
****Level = ganze Zahl > 0
****dienen zur Bewertung/Ranking der verschiedenen Ausprägungen eines Attributs
****für jedes Attribut sind das Minimum (Min) und das Maximum (Max) der Level definiert, innerhalb der Spanne aus Min und Max können die Level gleichverteilt sein, müssen es aber nicht
****je kleiner das Level, desto tiergerechter die Ausprägung (Level mit der kleinsten Zahl = best level, Level mit der größten Zahl = worst level)
**Level Score = (Max - Level)/(Max - Min)
***Beispiel für gleichverteilte Level; Min = 1; Max = 3
****die Ausprägung, die im zu bewertenden HV vorhanden ist, hat das Level 1
::::→ Level Score = (3-1)/(3-1) = 1
****die Ausprägung, die im zu bewertenden HV vorhanden ist, hat das Level 2
::::→ Level Score = (3-2)/(3-1) = 1/2 = 0,5
****die Ausprägung, die im zu bewertenden HV vorhanden ist, hat das Level 3
::::→ Level Score = (3-3)/(3-1) = 0/2 = 0
*'''normierte Gewichtung'''
**gibt an, wie viel ein Attribut maximal zum OWP beitragen kann


[[Datei:Bracke2.png|none|Abb. 1: Zusammensetzung des Tiergerechtheitspotenzial|left|thumb]]
Die Bewertung erfolgte in Abstimmung mit der projektbegleitenden KTBL-Arbeitsgruppe „Bewertung von Haltungsverfahren hinsichtlich Tiergerechheit“.
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Gewichtungskategorien: Ein Attribut kann sich auf eine oder mehrere Gewichtungskategorien auswirken (z. B. Krankheit, Stress, natürliches Verhalten). Die Gewichtungskategorien spiegeln die Parameter wider, die die Tiergerechtheit beschreiben. Es gibt negative Gewichtungskategorien (z. B. Krankheit) und positive Gewichtungskategorien (z. B. natürliches Verhalten).
Mitglieder dieser Arbeitsgruppe waren:


*Gewichtungsscore:
* Dr. Christine Ahlers, Tiergesundheitsdienst Thüringen, Geflügelgesundheitsdienst, Jena
**Pro Gewichtungskategorie werden für die Ausprägung des Best Levels und des Worst Levels Literaturstellen gesucht, die angeben wie sich die entsprechende Ausprägung des Attributs auf die Bewertung der Gewichtungskategorie auswirkt. Anhand der Angaben in der Literatur werden das Best und Worst Level von Experten (FLI-Kolleginnen + Agru) mit Gewichtungsscores zwischen - 5 und + 5 bewertet.
* Dr. Ariane Boldt, Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg Vorpommern, Dummerstorf
* Dr. Jan Brinkmann, Thünen-Institut, Trenthorst
* Bernhard Feller, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, Münster
* Dr. Eva-Maria Görtz, Landesanstalt für Schweinezucht, Boxberg
* Dr. Jan Harms, Bayrische Landesanstalt für Landwirtschaft, Poing/Grub
* Dr. Hans-Joachim Herrmann, Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, Wetzlar
* Dr. Peter Hiller, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Oldenburg
* Dr. Christina Jais, Bayrische Landesanstalt für Landwirtschaft, Poing/Grub
* Dr. Christiane Keppler, Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, Fritzlar
* Prof. Dr. Ute Knierim, Universität Kassel, Witzenhausen
* Andreas Pelzer, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, Bad Sassendorf
* Prof. Dr. Lars Schrader (Vorsitz), Friedrich-Loeffler-Institut, Celle
* Dr. Antje Schubbert, Friedrich-Loeffler-Institut, Celle
* Dr. Ulrich Schumacher, Bioland Beratung, Bielefeld
* Univ. Prof. Dr. med. vet. Christoph Winckler, Universität für Bodenkultur, Wien (Österreich)


Beispiel: Worst Level = perforierter Boden; eine Literaturstelle sagt aus, dass der perforierte Boden maximal schlecht für die Gesundheit ist → Gewichtungsscore für das Worst Level in der Gewichtungskategorie Krankheit = -5
Sowie aus der KTBL-Geschäftsstelle in Darmstadt:
Auch für die Ausprägungen des Best Levels werden Literaturstellen gesucht.  
* Dr. Lisa Brucker (Geschäftsführung), KTBL, Darmstadt
* Sarah Kimmich, KTBL, Darmstadt
* Dr. Anna Rauen, KTBL, Darmstadt


Beispiel: Best Level = planbefestigter Boden mit Gummiauflage; eine Literaturstelle sagt aus, dass damit tendenziell Krankheit vorgebeugt werden kann. → Gewichtungsscore für das Best Level in der Gewichtungskategorie Krankheit = 2
==Methodenentwicklung==


[[Datei:Bracke3.png|none|Abb. 1: Zusammensetzung des Tiergerechtheitspotenzial|left|thumb]]
* Janine Benthin, Friedrich-Loeffler-Institut, Celle
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* Dr. Marc B. M. Bracke, Wageningen University & Research, Wageningen
* Dr. Karen Kauselmann, Friedrich-Loeffler-Institut, Celle
* Dr. E. Tobias Krause, Friedrich-Loeffler-Institut, Celle
* Dr. Margret Vonholdt-Wenker, Friedrich-Loeffler-Institut, Celle


Es muss aber nicht sein, dass jede Gewichtungskategorie einen Score für das Best und Worst Level erhält. Es kann auch sein, die Aussage für das Worst Level ist: ein perforierter Boden bedeutet Stress für die Tiere. → Gewichtungsscore für das Worst Level in der Kategorie Stress = -3
==Quellen==


[[Datei:Bracke4.png|none|Abb. 1: Zusammensetzung des Tiergerechtheitspotenzial|left|thumb]]
[[Quellen zur Bewertung der Tiergerechtheit - Jungrinderhaltung]]
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**Gibt es mehrere Literaturstellen, die Aussagen zu den Best und Worst Levels der gleichen Gewichtungskategorie treffen, so werden die Extreme berücksichtigt.
[[Quellen zur Bewertung der Tiergerechtheit - Kälberaufzucht und -mast]]
Beispiel: Die Aussage einer Literaturstelle impliziert eine -4 für das Worst Level in der Gewichtungskategorie Krankheit, eine andere Literaturstelle impliziert eine -5 für das Worst Level der Gewichtungskategorie Krankheit. → -5 ist der “extremere” Gewichtungsscore und wird deshalb für die Gewichtungskategorie Krankheit verwendet.


[[Datei:Bracke5.png|none|Abb. 1: Zusammensetzung des Tiergerechtheitspotenzial|left|thumb]]
[[Quellen zur Bewertung der Tiergerechtheit - Milch- und Mutterkuhhaltung]]
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o Gewichtungsfaktor
[[Quellen zur Bewertung der Tiergerechtheit - Rindermast]]
 die Gewichtungsscores aller Best und Worst Level aller Kategorien, auf die ein Attribut wirkt, werden addiert
Beispiel:
Gewichtungsscore Worst Level in der Kategorie Stress = -3
Gewichtungsscore Worst Level in der Kategorie Krankheit = -5
Gewichtungsscore Best Level in der Kategorie Krankheit = 2
--> Worst Level: -3 + (-5) = -8
--> Best Level: 2
 der Gewichtungsfaktor beschreibt die Spanne zwischen dem Wert für das Worst Level und dem Wert für das Best Level → Gewichtungsfaktor = Wert für Best Level - Wert für Worst Level
Beispiel:
2 - (-8) = 10


o normierte Gewichtung = Gewichtungsfaktor/Summe aller Gewichtungsfaktoren
[[Quellen zur Bewertung der Tiergerechtheit - Sauenhaltung]]
Beispiel: Annahme: Summe aller Gewichtungsfaktoren = 210
 
10/210 = 0,05
[[Quellen zur Bewertung der Tiergerechtheit - Ferkelaufzucht]]
o ein Attribut hat potenziell eine höhere normierte Gewichtung, umso mehr Kategorien es beeinflusst
 
o werden mehrere Kategorien durch das Attribut beeinflusst, so werden alle Kategorien mit gleicher Relevanz berücksichtigt → wenn das Best und Worst Level der verschiedenen Kategorien jedoch weit auseinander liegen, wird die Spanne größer und die normierte Gewichtung des Attributs ebenso.
[[Quellen zur Bewertung der Tiergerechtheit - Schweinemast]]
 
[[Quellen zur Bewertung der Tiergerechtheit - Legehennenhaltung]]
 
[[Quellen zur Bewertung der Tiergerechtheit - Hühnermast]]
 
[[Quellen zur Bewertung der Tiergerechtheit - Putenmast]]

Aktuelle Version vom 17. April 2024, 16:16 Uhr

Das Tiergerechtheitspotenzial eines Haltungsverfahrens in der Web-Anwendung InKalkTier gibt an, welchen Beitrag dieses Verfahren potenziell zu einer tiergerechten Haltung leisten kann. Das Tiergerechtheitspotenzial wird als Dezimalwert zwischen 0 und 1 berechnet, wobei ein Wert von 1 für ein besonders tiergerechtes Haltungsverfahren steht. Das Tiergerechtheitspotenzial ergibt sich aus der Summe der Beiträge der einzelnen Attribute des Verfahrens.

Die folgende Seite gibt eine detaillierte Erläuterung zur Methode und Berechnung des Tiergerechtheitspotenzials

Die Bewertungsergebnisse dienen als Orientierungshilfe, die insbesondere den Vergleich verschiedener Haltungsverfahren einer Produktionsrichtung ermöglicht. Das zugrunde liegende Modell berücksichtigt primär ressourcenbezogene Indikatoren wie baulich-technische Elemente und setzt bei managementbezogenen Indikatoren eine gute fachliche Praxis voraus.

Projektbegleitende Arbeitsgruppe

Die Bewertung erfolgte in Abstimmung mit der projektbegleitenden KTBL-Arbeitsgruppe „Bewertung von Haltungsverfahren hinsichtlich Tiergerechheit“.

Mitglieder dieser Arbeitsgruppe waren:

  • Dr. Christine Ahlers, Tiergesundheitsdienst Thüringen, Geflügelgesundheitsdienst, Jena
  • Dr. Ariane Boldt, Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg Vorpommern, Dummerstorf
  • Dr. Jan Brinkmann, Thünen-Institut, Trenthorst
  • Bernhard Feller, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, Münster
  • Dr. Eva-Maria Görtz, Landesanstalt für Schweinezucht, Boxberg
  • Dr. Jan Harms, Bayrische Landesanstalt für Landwirtschaft, Poing/Grub
  • Dr. Hans-Joachim Herrmann, Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, Wetzlar
  • Dr. Peter Hiller, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Oldenburg
  • Dr. Christina Jais, Bayrische Landesanstalt für Landwirtschaft, Poing/Grub
  • Dr. Christiane Keppler, Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, Fritzlar
  • Prof. Dr. Ute Knierim, Universität Kassel, Witzenhausen
  • Andreas Pelzer, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, Bad Sassendorf
  • Prof. Dr. Lars Schrader (Vorsitz), Friedrich-Loeffler-Institut, Celle
  • Dr. Antje Schubbert, Friedrich-Loeffler-Institut, Celle
  • Dr. Ulrich Schumacher, Bioland Beratung, Bielefeld
  • Univ. Prof. Dr. med. vet. Christoph Winckler, Universität für Bodenkultur, Wien (Österreich)

Sowie aus der KTBL-Geschäftsstelle in Darmstadt:

  • Dr. Lisa Brucker (Geschäftsführung), KTBL, Darmstadt
  • Sarah Kimmich, KTBL, Darmstadt
  • Dr. Anna Rauen, KTBL, Darmstadt

Methodenentwicklung

  • Janine Benthin, Friedrich-Loeffler-Institut, Celle
  • Dr. Marc B. M. Bracke, Wageningen University & Research, Wageningen
  • Dr. Karen Kauselmann, Friedrich-Loeffler-Institut, Celle
  • Dr. E. Tobias Krause, Friedrich-Loeffler-Institut, Celle
  • Dr. Margret Vonholdt-Wenker, Friedrich-Loeffler-Institut, Celle

Quellen

Quellen zur Bewertung der Tiergerechtheit - Jungrinderhaltung

Quellen zur Bewertung der Tiergerechtheit - Kälberaufzucht und -mast

Quellen zur Bewertung der Tiergerechtheit - Milch- und Mutterkuhhaltung

Quellen zur Bewertung der Tiergerechtheit - Rindermast

Quellen zur Bewertung der Tiergerechtheit - Sauenhaltung

Quellen zur Bewertung der Tiergerechtheit - Ferkelaufzucht

Quellen zur Bewertung der Tiergerechtheit - Schweinemast

Quellen zur Bewertung der Tiergerechtheit - Legehennenhaltung

Quellen zur Bewertung der Tiergerechtheit - Hühnermast

Quellen zur Bewertung der Tiergerechtheit - Putenmast